Stressmedizin

Diagnostik stressassoziierter biologischer Parameter

Unser Herz wird autonom (vegetativ) von Sympathikus und Parasympathikus versorgt. Die Balance zwischen beiden gibt uns Hinweise darauf, wie “Gaspedal“ und “Bremse“ eingestellt sind. Der vagalen „Bremsfunktion“ kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu. Durch die leicht zu bestimmende HRV gewinnen wir bei korrekter Interpretation Einblick in die Balance und Funk-tionsweise des autonomen Nervensystems. Stress kann mit einer erhöhten sympathikotonen Regulation in Verbindung stehen (Daueraktivierung des Gaspedals), aber auch entstehen, wenn die Stressregulationssysteme ausgebrannt sind. Für die Interpretation der HRV ist Kenntnis über Krankheiten, Medikamente, Genuss von Nikotin und Alkohol und das Alter mit einzubeziehen, da es ansonsten zu Fehlinterpretationen kommt.

Die Interpretation der HRV ist eine ärztliche Aufgabe und verlangt viel Erfahrung.

Cortisol ist bekannt als “Stresshormon“. Es wird bei Stress vermehrt ausgeschüttet. Cortisol mobilisiert Glucose (Zucker), die dann dem Gehirn als Brennstoff zur Verfügung steht. Insofern ist die Cortisolausschüttung ein indirektes Maß für die Aktivität der hormonellen Stressregulationssysteme. Als standardisierte Messungen gibt es die CAR und die Bestimmung des Cortisol- Tagesprofils. In einer erweiterten Diagnostik lässt sich ergänzend die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse) bestimmen, die Auskunft über die körpereigene Cortisolregulation und damit Aktivität des hormonellen Stressregulationssystems gibt.

Cortisol lässt sich heute zuverlässig im Speichel bestimmen. Die Messung sollte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen geschehen. Zur Bestimmung der CAR werden jeweils vier Speichelproben in der ersten Stunde nach dem Erwachen gesammelt. Die Analysen erfolgen im Stresszentrum Trier, eine Einrichtung des Forschungsinstituts daacro. Wir pflegen seit Jahren eine enge Kooperation.

Als besonders umfassendes Screeninginstrument zur individuellen Stressbelastung dienen die von Prof. Hellhammer im Stresszentrum Trier entwickelten neuropattern™. Sie erfassen psychische, körperliche und biologische Faktoren, die für eine personalisierte Stressdiagnostik erforderlich sind.

Neuropattern™ ist eine wissenschaftliche Methode zur Stressdiagnostik, die der vorhandenen Komplexität und Heterogenität in diesem Feld Rechnung trägt. Das innovative Diagnostiksystem misst biologische Signale (HRV und Cortisoltagesprofile), psychische und körperliche Stressreaktionen. Auf diese Weise werden charakteristische Muster (neuropattern™) erfasst, die konkrete Hinweise auf mögliche Krankheitsursachen geben können und Grundlage für Behandlungsempfehlungen sind.

Die Erhebung der zur neuropattern™ Diagnostik erforderlichen Daten erfolgt über einen Zeitraum von drei Tagen mit Unterstützung der GUSI®-Akademie vor Ort. Die Ergebnisse werden im Stresszentrum Trier ausgewertet und es wird ein differenzierter Befundbericht für den behandelnden Arzt sowie eine Information für den Patienten versandt.